05.12.2016 – 08.12.2016 von Dong Hoi nach Hue

Wir überschreiten die Grenze von Nord- nach Südvietnam und kämpfen uns durch die Regenlücken im Monsun.

05.12.2016 Dong Hoi – Dong Ha

106 km / 309 hm

Wir starten mit einem tollen Frühstück im Cafe Tree Hugger und anschliessend geht es auf einer kleinen Strasse parallel zum Highway AH1 am Meer entlang. Einsam radeln wir auf der welligen aber gut ausgebauten Strecke in Richtung Süden. Die Landschaft um uns herum besteht primär aus Sanddünen, Gestrüpp und einigen Seen. Irgendwann beginnt es leicht zu tröpfeln und wir erreichen nach etwa 50 km wieder den Highway AH1. Kurze Zeit später machen wir eine Pause, da es jetzt richtig regnet. Wir essen etwas und versuchen es auszusitzen. Bei Nieselregen geht es weiter. Nur etwas später, mitten im Nirgendwo, platzt Helmuts Hinterreifen. Wir beginnen den Schlauch schnell zu wechseln um nicht ewig im Regen zu stehen und rollen kurze Zeit später weiter. Leider dauert es nicht lange und die Luft im Reifen entweicht erneut mit einem lauten Zischen. Okay, wir schieben ins nächste Dorf und suchen eine Werkstatt, denn hier im Regen und auf offener Strecke können wir das Problem wahrscheinlich nicht lösen. Nach ungefähr 5 Minuten schieben bleibt ein kleiner Transporter neben uns stehen. Eine Musikband. Mit einem netten „Hello“ und ein paar Wörtern Englisch verladen wir die Räder inklusive einem Teil der Bandmitglieder in den Landeraum und fahren etwa 3 km weiter in die nächste Ortschaft direkt zu einer Moped Werkstatt. Die Band muss dann aber los und wir bedanken uns für die Hilfe. In der Werkstatt stellen wir fest, dass sich ein langer Riss im Mantel befindet und dass dies höchstwahrscheinlich das Problem ist. Nur leider hat er keinen passenden Mantel vorrätig. Von hier sind es noch etwa 20 km bis in die Stadt Dong Ha und wir bekommen ein Provisorium für den kaputten Mantel. Wenigsten regnet es jetzt nicht mehr und wir können die letzten Kilometer nach Dong Ha noch im trockenen radeln. Dort suchen wir uns ein Hotel und brauchen erst einmal eine warme Dusche.

06.12.2016 Dong Ha – Hue

69 km / 111 hm

Heute morgen müssen wir uns erst einmal um Helmuts Fahrrad kümmern. Das Provisorium hat die Nacht nicht überstanden und es ist wieder keine Luft mehr im Reifen. Wir fragen unseren Hotelchef nach einer Werkstatt, denn wir brauchen einen neuen Mantel. Der telefoniert kurz und keine 5 Minuten später kommt sein Kumpel mit dem Motorrad angefahren und nimmt den kaputten Mantel und auch Helmut mit zu einer Werkstatt am anderen Ende der Stadt. Kurze Zeit später haben wir einen neuen Mantel und der Reifen ist wieder eingebaut. Unser vermeintlicher Fahrradreparaturservicemann ist eigentlich ein Guide, der gutes Englisch spricht. Mittlerweile regnet es auch nicht mehr und wir machen kurzentschlossen mit ihm noch eine Tour nach Vinh Moc. Einem Ort, der während des Vietnam Kriegs genau auf der Grenze zwischen Nord und Süd Vietnam lag und besonders hart umkämpft gewesen ist. Mitten im dichtem Urwald erreichen wir nach einer knappen Stunde Autofahrt die Gedenkstätte und nach einem kurzen Besuch des dortigen Museums tauchen wir in die Tunnel von Vinh Moc ein. Das unterirdische Labyrinth besteht aus drei Ebenen und ist bis zu 23 Meter tief. Hier haben während des Kriegs mehrere Hundert Menschen gelebt. Die schmalen Tunnel sind noch im Original-Zustand. Schon ohne das Geräusch fallender Bomben fällt es schwer, in den engen Gängen nicht in Panik zu verfallen. Die Räume, in denen ganze Familien lebten, sind gerade mal so groß wie bei uns eine Badewanne. Durch die Belüftungstunnel fällt ein bisschen Licht, aber sonst hatten die Bewohner nur Kerzen. Je tiefer man hinabsteigt, desto feuchter und schlammiger werden die Wände und der Boden. Darüber hinaus gab es damals unterirdische Küchen, einen Behandlungsraum für Verletzte und sogar eine Entbindungsstation. Das Tunnelsystem hat mehrere Ausgänge. Einer liegt direkt an der Felsküste und wir sind froh, kurz wieder das Tageslicht zu sehen und die frische Meeresluft einzuatmen. Nachdem wir alle drei Ebenen des Tunnelsystems abgegangen sind, steigen wir direkt beim Eingang der Anlage wieder aus dem Boden. Gegen 14 Uhr sind wir zurück im Hotel bei unseren Rädern und beschliessen die 70 km nach Hue noch weiter zu fahren. Das Wetter ist gut und wir wollen die Wolkenlücke nutzen. Leider beginnt es kurz vor Hue dann doch noch zu regnen und wir werden wieder einmal nass.

07.12.2016 – 08.12.2016 Hue

Hue liegt am Huong-Fluss (auch genannt Parfüm-Fluss) ca. 10 km vor dessen Mündung in das Südchinesische Meer. Hier leben etwa 340.000 Menschen. Die Grossstadt war von 1802 bis 1945 die Hauptstadt von Vietnam. In der Zeit des Vietnam Kriegs (1955-1975), der in Vietnam übrigens Amerikanischer Krieg genannten wird, verlief die Grenze zwischen den sich bekämpfenden Armeen Nord- und Südvietnams nur wenige Kilometer vor den Toren der Stadt. Dementsprechend heiss war Hue umkämpft und ein Grossteil der historischen Gebäude wurde völlig zerstört. Trotzdem könnte man in der Stadt immer noch einige Sehenswürdigkeiten bestaunen aber da wir leider zwei Regentage haben, verbringen wir die meiste Zeit in einem der zahlreichen Cafes oder in unserem Guesthouse „Thanh An“. Irgendwann können wir uns doch noch aufraffen und spazieren im Nieselregen zur nahegelegenen Zitadelle. Die Zitadelle ist heute das Herzstück des historischen Hue und ist seit 1993 Weltkulturerbe. Die Anlage ist um 1800 nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking entstanden und war früher nur dem Kaiser vorbehalten. Heute kann man die Reste der Mauern und einige bereits restaurierte Bauwerke besichtigen.

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